Heute ein Hinweis auf eine perfide Betrugsmasche, die jetzt ganz offensichtlich auch in die digitale Welt überschwappt. Ich spreche vom sogenannten Enkeltrick-Betrug, hier handelt es sich um eine spezielle Form des Trickbetrugs. Die Täter rufen dabei gezielt ältere Menschen an. Mit einer einstudierten Gesprächsführung schaffen sie ein Vertrauensverhältnis und bringen so die Angerufenen dazu, hohe Summen an Bargeld an eine Ihnen fremde Person zu übergeben.
Dabei nutzen sie Gegebenheiten aus, die sie überwiegend bei älteren Menschen vermuten. Beispielsweise Schwerhörigkeit, alleinlebend und viel zu Haus, Einsamkeit, Hilfsbereitschaft, Arglosigkeit, Zerstreutheit oder auch Demenz. Derartige Taten sind geeignet, das Opfer um seine Altersvorsorge bzw. die Ersparnisse seines gesamten Lebens zu bringen. Selbstverständlich ist jegliche Art von Betrug zu verurteilen, dass aber hier gerade ältere Bürger schamlos ausgenutzt und finanziell „missbraucht“ werden, ist schlicht eine Schande.
Erster Fall des sogenannten Enkeltricks per WhatsApp
Leider nutzen auch beim Enkeltrick-Betrug jetzt Kriminelle zunehmend die Möglichkeiten der Digitalisierung. Im Bereich der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta kam es am 08. Juli 2021 zu einem ersten bekanntgewordenen Fall eines sogenannten Enkeltricks per WhatsApp:
Eine 61-jährige Frau aus Cappeln war per WhatsApp vermeintlich von ihrem Sohn angeschrieben worden, welcher ihr mitteilte, aufgrund eines Missgeschicks nunmehr eine neue Handynummer zu haben. Er bat um Überweisung der Rechnung eines Versandhauses, da sein Online-Banking aufgrund des Wechsels seiner Handynummer nun nicht mehr möglich sei. Da die von ihm übersandte IBAN-Nummer aus Litauen kam, wurde die 61-Jährige misstrauisch und zeigte den versuchten Betrug an.
Folgende Vorgehensweise ist in anderen Regionen bereits bekannt geworden:
Die Täter geben sich über WhatsApp als Sohn/Tochter aus. Sie geben vor, dass sich ihre ursprüngliche Mobilfunknummer aufgrund eines Handy- und/oder SIM-Kartendefektes geändert hat. In nahezu gutem Deutsch wird dann die angeschriebene Person (z.B. Mutter/Vater) um Hilfe bei einer oder mehreren Banküberweisungen gebeten. Durch das zuvor über WhatsApp aufgebaute Vertrauensverhältnis sind inzwischen mehrere Personen dieser Bitte gefolgt und haben, wie gewünscht, das Geld auf in der Regel ausländische Konten überwiesen. Diese Vorgehensweise kann als eine Variante des Enkeltricks bezeichnet werden. Auch hier gilt Vorsicht!
Überweisen Sie kein Geld an Ihnen unbekannte Personen! Besonders dann nicht, wenn Sie von einem nicht verifizierten Account, z.B. über WhatsApp, angeschrieben wurden. Nehmen Sie zunächst auf alternativem Wege Kontakt zu Ihren Kindern auf (bspw. durch einen Telefonanruf auf dem Festnetz, E-Mail, Besuch Ihres Sohnes/Ihrer Tochter etc.). Lassen Sie sich nicht durch Ausreden wie: "Mein Lautsprecher ist defekt", "Ich kann gerade nicht telefonieren" o.ä. täuschen! Sollten Sie bereits Zahlungen geleistet haben, informieren Sie bitte unverzüglich Ihre Bank und erstatten Sie Anzeige bei Ihrer Polizei.
Mein Fazit: Augen auf im Digitalverkehr – Arbeiten Sie fortlaufend an Ihrer Digitalbildung!
Markus Miller
Chefanalyst