Zahlreiche freie Finanzberater haben in den letzten Jahren zunehmend mit Problemen zu kämpfen. Zum einen wurden in der Vergangenheit oftmals schlechte Anlageprodukte vermittelt, die zu großen Vermögensschäden bei Kunden geführt haben bis hin zu Totalverlusten; beispielsweise im Segment der Schiffsfonds oder sonstiger geschlossener Beteiligungen. Das Vertrauen bei den betroffenen Kunden ist dadurch vollkommen weg. Einnahmen und Selbstvertrauen bei den Vermittlern fehlen dadurch ebenfalls. Zusätzlich sind viele Finanzberater mittlerweile in Prozesse verwickelt und dadurch teilweise in ihrer beruflichen, finanziellen und privaten Existenz bedroht.
Zum anderen haben viele freie Vermittler das sehr große Problem, dass sie aufgrund gesetzlicher Regulierungen zahlreiche Finanzprodukte gar nicht mehr beraten und vermitteln dürfen. Speziell ältere, eigentlich sehr erfahrene Finanzberater und eine Vielzahl an Quereinsteigern aus dem Network-Marketing vertreiben aufgrund dieser Problematik mittlerweile ausschließlich Produkte, die keine aufsichtsrechtliche Zulassung als Finanzdienstleister erfordern. Hierzu zählt beispielsweise der Vertrieb von Handelswaren, zu denen Edelmetalle oder auch Diamanten zählen.
Im Zuge der Digitalisierung werden auch zunehmend dubiose Trading-Systeme oder Kryptowährungs-Investments vermittelt. Nicht selten von Personen, die als sogenannte „Sponsoren“, „Leader“, „Diamonds“, „Ambassadors“ oder „Vice Presidents“ auftreten und denen jegliche Fachkenntnis im jeweiligen Marktsegment fehlt.
Letztlich geht es dabei um einen rein provisionsgetriebenen Struktur-Vertrieb auf emotionaler Basis mit wohlklingenden Schlagworten wie „Passives Einkommen“ und „Finanzielle Freiheit“. Die Gier und die Angst der Menschen sind dabei die besten Verkaufsargumente. Im Bereich der Kryptowährungen wird die Gier der potenziellen Investoren beispielsweise durch häufig vollkommen utopische Einkommens- und Gewinnversprechen geweckt. Im Segment der Edelmetalle wird hingegen mit den – absolut berechtigten – Ängsten der Bürger vor einem Verfall des Euro oder einem Bankencrash gearbeitet, um entsprechende Produkt-Lösungen als ultimative Heilsbringer zu verkaufen.
Bei zahlreichen Vertriebssystemen wird zusätzlich damit geworben, dass man durch Weitervermittlung der jeweiligen Produkte selbst ein hohes Zusatzeinkommen aufbauen und somit finanziell unabhängig werden kann. Ich finde sehr traurig, feststellen zu müssen, dass freie Finanzberater aus ihrer eigenen Orientierungslosigkeit heraus nunmehr derart fragwürdige Geldquellen erschließen und ihre Kunden mit scheinbar gigantischen Gewinnversprechen oder sogenannten „passiven Einkommensmöglichkeiten“ ködern. Es gibt kein passives Einkommen, das ist schlicht unseriöser Unsinn! Jedes Einkommen basiert auf einer Aktivität, erst recht im Network-Marketing.
Markus Miller
Gründer und Chefanalyst KRYPTO-X.BIZ und GEOPOLITICAL.BIZ