Über 30 Jahre lang habe ich im Rahmen meiner Tätigkeit bei verschiedenen Verlagen zu Weihnachten Spielsachen für Kinder gesammelt, die ohne Eltern den Heiligen Abend in einem Kinderheim verbringen müssen. Die Kinderheime haben für Weihnachtsgeschenke keine Mittel, da reicht es für die Kinder allemal für ein paar Süßigkeiten. Umso mehr freuen sie sich, wenn sie unverhofft von ihnen fremden Menschen Spielsachen bekommen.
Diesen schönen Brauch habe ich auch mit der Network-Karriere fortgesetzt und die Leserinnen und Leser gebeten, Spielsachen für Heimkinder zu sammeln. In jedem Jahr kamen tausend und mehr Päckchen zusammen, die das Network-Karriere Team in Kinderheimen verteilte. Oftmals wollten Leserinnen und Leser auch Geld spenden, doch dies lehnten wir ab, weil wir wollten, dass sich die Spender Gedanken darüber machen, über was sich wohl ein kleines Mädchen oder ein kleiner Junge zu Weihnachten besonders freuen könnte.
Zudem weiß ich als Vater von erwachsenen Kindern, der seit deren Kindheit kaum in ein Spielzeuggeschäft gekommen ist, wie viel Freude es macht, ein Geschenk für ein völlig fremdes Kind auszusuchen. Da kommen viele alte Erinnerungen auf. Mit solch einer Puppe hat meine Tochter gespielt, oder genau dieser kleine ARAL-Sattelschlepper war viele Jahre mein ganzer Stolz.
Ich erinnere mich gerne an ein Interview mit Verona Poth, die ich im Laufe unseres Gesprächs darum bat, ihrem Mann ein paar MP3 Player für Kinderheim-Kinder abzuschwätzen. Ein paar Tage später rief Verona an und erzählte mir, dass sie bei Ihren Freundinnen Geld für unsere schöne Aktion eingesammelt habe und nun in einem riesigen Spielzeug-Land shoppe. Am nächsten Tag stand ein bis unter das Dach mit Spielsachen vollgeladener Sprinter vor dem Verlag, den Verona Poth eigens von Düsseldorf losgeschickt hatte.
Nun war es leider nicht so, dass wir alle Spendenpäckchen, die per Post bei uns ankamen, ungeprüft an die Kinderheime im ganzen Land weitergeben konnten. Alles was nicht original verpackt war, mussten wir öffnen und die Inhalte prüfen. Denn zum Teil kamen auch Spenden an, die nur Müll enthielten. Kaputte, ausrangierte Spielsachen waren das kleinste Übel. Viel schlimmer waren Tabletten und sogar Rasierklingen, die bewusst oder unbewusst in den „Geschenken“ lagen. Das trieb so mancher meiner Mitarbeiterinnen die Tränen in die Augen. Doch wir machten trotzdem weiter. Schließlich belohnten uns leuchtende Kinderaugen, wenn wir mit den Weihnachtsgeschenke-Lieferwagen bei den Kinderheimen eintrafen. Die Rückreisen verbrachten wir allerdings nicht selten in gedrückter Stimmung, weil wir wieder über die grausamen Schicksale mancher Kinder erfahren hatten.
Sie wurden körperlich und seelisch misshandelt in die Kinderheime gebracht und brauchen oft Jahre, bis sie dies verarbeitet haben. Dann kann es sein, dass solche Kinder auf Anweisung der Behörden aus wirtschaftlichen Gründen (!) in ihr altes Umfeld zurückmüssen. Mit dem Risiko, dass die Misshandlungen wieder erneut beginnen. Manche Kinder durchleben einen regelrechten Kreislauf, aus dem sie nicht mehr herauskommen.
Network-Karriere Spielzeugsammlung eingestellt
Im letzten Jahr haben wir diese schöne Aktion eingestellt. Nicht dass die Kinder keine Spielsachen brauchen würden. Im Gegenteil, sie bekommen immer weniger von anonymen Spendern. Sie werden schlicht und einfach vergessen. Ich habe die Aktion eingestellt, weil ich es meiner Familie und meinen Mitarbeitern nicht mehr zumuten kann, dass wir in Internet-Foren übel als Abzocker beschimpft und uns unterstellt wurde, es könnte ja sein, dass wir die Spielsachen selbst behalten, um im Internet oder auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Sorry, da hört es irgendwo auf! Was sind das für Menschen? In welcher Welt leben wir denn?
Bitte senden Sie keine Spielsachen an die Network-Karriere
Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser trotzdem diese schöne Tradition fortsetzen und an Kinderheime Spielsachen schicken wollen, dann suchen Sie sich im Internet ein für Sie passendes Kinderheim aus und senden Sie dorthin Ihre Spielzeugspende. Allein in Deutschland sind über 100.000 Kinder in Kinderheimen untergebracht. Vielleicht stellen Sie nachWeihnachten fest, dass manche Geschenke doppelt waren oder Spielsachen einfach nicht mehr gespielt haben. Heimkinder freuen sich auch, wenn Sie zum Geburtstag, zu Ostern oder für eine besondere Leistung eine Kleinigkeit bekommen.
Dabei kommt es nicht auf den Wert des Spielzeugs an, ein Quartett für einen Euro oder eine kleine Puppe für fünf Euro sind schon schöne Geschenke. Es geht darum, die betroffenen Kinder spüren zu lassen, dass jemand an sie denkt. Dies verdient jedes einzelne Kind, das nicht in der Geborgenheit seiner Familie aufwachsen kann.
Danke für Ihre Unterstützung.
Bernd Seitz mit Familie und dem Network-Karriere-Team