Magische vier Buchstaben geistern durch die Geschäfte dieser Welt: SALE. Allein das Wort scheint schon zu verzücken und die Konsumbereitschaft anzuregen. Jeder weiß, dass dies ein Teil des Marketingkonzeptes der Handelsunternehmen ist und doch erliegen wir alle so oft dem Kaufrausch. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich bin absolut kein Shopping-Gegner. Das Verknappungsprinzip ist ein legitimes Mittel im Vertrieb. Dennoch gibt es Tendenzen, die mich nachdenklich machen. Denn wir versuchen oft, unsere Bedürfnisse mit Mitteln zu befriedigen, die uns real gar nicht zur Verfügung stehen. Ich nenne dies ein Leben auf Raten.
Seit Handelsketten das Verknappungsprinzip wie zum Beispiel den Slogan „nur für kurze Zeit“ mit Null Prozent Finanzierungen auf mehrere Jahre kombinieren, scheinen große Teile der Bevölkerung drauflos zu kaufen, als gäbe es kein Morgen. Dann stehen diese Menschen vor ihrer neuen Einbauküche und sind sich meist gar nicht bewusst, dass ihnen zwei volle Monate nach dem Kauf gerade einmal eine Besteckschublade gehört.
Oder sie lassen sich glücklich auf ihrer neuen Design-Couch nieder, ohne sich klar zu machen, dass sie diese erst in ungefähr 36 Monaten tatsächlich ihr Eigen nennen können. Wenn sie dieses edle Stück also reell besitzen, ist es schon alt. Etwas Neues muss dann sofort her, und der Kreislauf des Kaufens auf Raten beginnt von vorne. Genau so sieht es aus mit Reisen auf Pump, die man bucht und den Planeten Visa den Rest übernehmen lässt. Wenn Sie jedoch nach einer solchen Reise aus dem Flugzeug steigen, bricht mit Sicherheit die brutale finanzielle Realität über Sie herein. Erstrebenswert? Wohl kaum.
Für Verbraucher bedeutet das: Keine Käufe auf Raten, denn so bringen Sie sich um die schönsten Momente des gelassenen Konsumierens. Denn Sie machen sich damit ja nur etwas vor. Nämlich, dass Sie sich das edle Sofa, das nun in Ihrem Wohnzimmer thront, tatsächlich leisten können. Damit können Sie Ihre Umwelt täuschen, nur nicht sich selbst. Denn Sie sehen die Realität jeden Monat auf Ihrem Kontoauszug, weil Sie vom Brutto leben und natürlich bloß das Netto verdienen.
Andreas Enrico Brell