„Vielleicht ist nicht die Krise das Problem, sondern unser Verhalten vor der Krise“

Andreas Enrico Brell
Andreas Enrico Brell

„Die Welt lebt über ihre Verhältnisse“, sagt Geldtrainer, Autor und Unternehmer Andreas Enrico Brell im Titel-Interview der nächsten Network-Karriere-Ausgabe, die ab 30. Juni erhältlich ist. „Wir beuten uns selbst aus. Wir tun so, als ob. Der Bumerang ist wie ein Kartenhaus, das beim kleinsten Windstoß zusammenbricht, weil das Fundament fehlt oder wackelt.“

Krisen sind wunderbare Gradmesser. Was Brell gerade beobachtet, ist das Gegenteil von Weiterentwicklung: Gestern noch vorsichtig, Abstand halten in allen Lebenslagen. Zu Hause bleiben. Heute schon wieder dicht auffahren, hupen und schimpfen. Endlich wieder Hektik. Endlich wieder rennen und retten, was noch zu retten ist. Und schnell muss es gehen. Noch mehr als vorher. Faszinierend, wie schnell doch die alten Programme wieder Besitz von uns ergreifen. Alle frommen Bekundungen, was sich ändern sollte, bleiben Lippenbekenntnisse ohne Inhalt, die an die guten Vorsätze zum Jahreswechsel erinnern.

 

Vor allem bei Geld zeigt sich in dieser Krise, dass sich wohl nichts ändern wird. Es geht genauso weiter und wird sogar noch schlimmer. Mit einem entscheidenden Unterschied: Nicht jeder kann einfach so wie die EZB in den Keller gehen und neues Geld drucken. Kennst du den Satz: „Die Netto-Neuverschuldung hat abgenommen.“ Heißt übersetzt: „Wir haben mal wieder Schulden gemacht, nur etwas weniger als letztes Jahr.“

 

Private Haushalte kennen keinen Verlustvortrag. Wenn die scheinbar einzige Lösung für ein glückliches Leben in ständiger Neuverschuldung besteht, dann denkt sich ganz schnell fast jeder „Was die können, das kann ich auch.“ Nur kann das eben nicht jeder und tut es trotzdem. Die Konsequenzen sind fatal.

 

Andreas Enrico Brell: Das Leben auf Pump nimmt immer mehr zu. Weshalb gibt es diese Vielfalt von Finanzierungsmöglichkeiten am Markt? Ganz einfach – weil eine Nachfrage besteht. Du kaufst dir eine Einbauküche und zahlst sie über viele Jahre ab. Ohne Zinsen. Ist das nicht toll? Da ist doch auch noch die Designercouch drin. Die Nachbarn werden staunen. Nach sechs Monaten wachst du auf und bemerkst, dass dir immerhin schon die Besteckschublade gehört.

 

Oder du least dir ein Auto, weil du es ja absetzen kannst. Und plötzlich ist da ist nichts zum Absetzen, weil dein wichtigster Kunde und dein Umsatz weg sind – wie auf Fingerschnipp. Das interessiert jedoch die Bank leider gar nicht.

 

Was wird aus deinem Haus, wenn du Zins und Tilgung nicht mehr bedienen kannst? „Für uns kein Problem, wir stehen im Grundbuch.“ Nein, so funktioniert das nicht. Es geht so weit, bis du vom Hin- und Herschieben lebst. Vom Dispo zwischen Kreditkartenlimit und ersehnten Wundern auf dem Konto springen wir von Baum zu Baum, in der Hoffnung, dass es gut geht. Das klingt nicht nach einem Plan.

 

Und die Realität dazu wird mehr und mehr erdrückend, wenn aus einem Liebespaar eine junge Familie mit Hypothek für das Haus, Kreditrate für die Einrichtung und Leasingrate für das Auto wird. Auf Naht genäht, da darf nichts passieren. Und der Urlaub wird zum ultimativen Jahreshighlight, um mal kurz durchzuatmen.

 

Das Lesernutzen-Interview mit Andreas Enrico Brell lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der Network-Karriere. Hier portofrei die Einzelausgabe oder das Vorteils-Abo (ohne automatische Verlängerung) bestellen.