Blitztherapie mit Sofortwirkung: Sind Sie ein digitaler Depp?

Eine Blitztherapie von Anitra Eggler mit Sofortwirkung. Warnhinweis: Die nachstehenden Inhalte sind besonders schonungslos, aber ehrlich formuliert und tragen dadurch auf dem kürzesten Weg zum Weltfrieden bei. Hier sind die 10 Verhaltensweisen des digitalen Depps. Nun schauen Sie mal, wo Sie sich wiedererkennen.

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Digitale Deppen schalten niemals ab

Sie gehen mit ihrem Handy ins Bett. Das ist so sexy wie Kettenrauchen beim Essen. Sofortmaßnahme im Schlafzimmer: Handys raus, Wecker rein. Köstlicher Nebeneffekt: Daumen runter, Kussbilanz rauf!

 

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Digitale Deppen antworten in Nanosekunden, auch beim Autofahren

Wer in Nanosekunden antwortet, ist unterbeschäftigt. Wer in Nanosekunden Antwort erwartet, ein Kontrollfreak. Wer beim Autofahren tippt, ein Smartloch (ORF). Tipp, tipp, tot: Jeder zweite Verkehrsunfall passiert durchs Handydaddeln. Soforthilfe: Auf der Straße Aufmerksamkeit anschalten, Handy abschalten. Nicht-stören- und/oder Autofahrmodus aktivieren. Wer jetzt nur Bahnhof versteht: Tutorial googeln z.B. Mit den Suchbegriffen »nicht stören beim Fahren« oder »Autofahrmodus Android bzw. iOS«. Für Härtefälle: Handy beim Autofahren ausschalten und im Kofferraum einsperren.

 

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Digitale Deppen posten jeden Scheiß

Sie starten ihren Tag reaktiv und fremdbestimmt im digitalen Sklavenmodus. Erst checken, dann strecken. Erst auf WhatsApp dann aufs Klo. Dann mit Facebook aufs Klo und dort den ersten Scheiß posten … Deshalb tummeln sich auf dem Smartphone Bildschirm mehr Bakterien als auf dem Toilettensitz warnt die britische Versicherungsfirma Insurance2Go. Bei einem RTL-Live-Test verglichen Wissenschaftler die Verschmutzung von Handybildschirmen sogar mit der von Schuhsohlen. Soforthilfe: Keinen Scheiß mehr posten. Handy täglich reinigen! Am besten mehrmals. Brillenreiniger rocks!

 

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Digitale Deppen verpissen sich

In den vergangenen Monaten haben mich so viele ernstzunehmende Männer darauf hingewiesen, dass ich auch ohne Lokalaugenschein davon überzeugt bin, dass es sich bei folgender Ekligkeit um ein digital deppistisches Massenphänomen handelt. Mann trug mir zu, dass sich Männer mit ernstzunehmendem Jahresgehalt auf dem Herrenklo verpissen, weil sie während dem Pinkeln whatsappen, Mails beantworten oder Heidi Klum auf Instagram stalken. Danach verpissen sich diese Männer ohne sich die Hände zu waschen. Wie auch, sie haben ja alle Handy voll zu tun … Die, die zurückbleiben, sind im besten und im schlimmsten Fall richtig angepisst. Die Soforthilfe liegt in Männerhand. Punkt. Kein Zwinkersmiley.

 

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Digitale Deppen liken sich selbst

Social Media Inkontinenz-Endstufe. Post mortem 2.0: Wenn oder weil keiner sie liked, liken digitale Deppen sich selbst. Ist das noch komisch oder bereits tragisch? Selfbefriedigung 2.0: Das ist wie sich zum DIY-Orgasmus zu beglückwünschen. Herzliches Beilike.

 

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Digitale Deppen filmen ohne Fokus und fotografieren mit dem iPad

Das tut beim Zusehen fast weh: Mittelalte digitale Durchstarter, die mit einem fabrikneuen Smartphone versuchen, Konzerte exhumierter 80er-Jahre-Bands mitzufilmen und vor lauter Altersweitsichtigkeit nicht erkennen, dass sie ohne Fokus filmen und das Ergebnis deshalb so unscharf ist wie Sie selbst. Ebenso große Schmerzen bereiten mir WhatsApp-Omis und -Opis, kurz, Silver Surfer, die mit ausrangierten iPads der 1. oder 2. Generation Sehenswürdigkeiten fotografieren oder Selfies machen, bzw. es verzweifelt versuchen. Soforthilfemaßnahme in Fall 1: Von hinten auf den Bildschirm tippen und den Fokus aktivieren. Zärtlicher Hinweis, dass man bei einem Livekonzert ist, weil man es live erleben will. In Fall 2: Bieten Sie an, die Person zu fotografieren. Zärtlicher Hinweis, dass 99 % aller iPad-Fotos nie wieder angesehen werden.

 

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Digitale Deppen stellen Kinder mit Handys ruhig

Das ist, wie wenn man Kinder unbeaufsichtigt im Süßigkeiten Schrank lässt und ihnen den Schlüssel zum Weinschrank gibt, sobald die Süßigkeiten alle und das Kind fett und quengelig ist. Auch wenn Politiker* aus der Doppel-D-Liga mangels eigener Kompetenz dreist behaupten, »die digital Natives würde schon lernen, sich selbst zu regulieren«, die seien »nämlich mit dem Internet aufgewachsen«. Ähm?!? Houston? 911? Kennen Sie ein Kind, dass sich Süßigkeiten-, Spiel- und Suchtmittelkonsum selbst beibringen kann, nur weil es damit aufgewachsen ist? Soforthilfemaßnahme: Konsum regulieren und kontrollieren. Kinderhandys stalken. Einen Test beliebter Kindersicherungsapps finden Sie bei Mobilsicher.de *Argumenten wie diesen begegne ich leider immer noch und immer wieder in Talkshows. Bislang war ich von so viel öffentlich zur Schau gestellter digitaler Ignoranz jedes Mal so schockstarr, dass mein Sprachzentrum nicht adäquat reagieren konnte. Ich hoffe, durch das Schreiben dieser Sätze bin ich in Zukunft schlagfertiger.

 

8

Digitale Deppen lassen Kinder mit Glücksspiel, Gewalt, Porno und Pädophilen allein

All das ist in jedem Smartphone auch schon für Kleinstkinder in Nanosekunden verfügbar. Digitale Deppeneltern fühlen sich dennoch sicher, denn sie sind sich sicher, dass nur Kinder anderer Eltern betroffen sind. Ihr Standardsatz lautet: »Mein Kind macht sowas nicht!«. Digitale Deppen nutzen weder die Apps, noch kennen sie die Medien, die ihren Kids den Alltag und die Menschwerdung im schlimmsten Fall zur Hölle machen können. Das ist, wie wenn Nichtschwimmereltern ihren Kindern das Schwimmen im Haifischbecken beibringen sollen. Oder wie, wenn man sein Kind allein zu einer Pädopornomesse schickt – nackt. Wo können Eltern sich aufschlauen? Zum Beispiel bei Klicksafe.de

 

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Digitale Deppen schützen Ihr digitales Vermögen mit »123456«

Kein Witz. 123456 ist seit Jahren das beliebteste Passwort der Idiotenkategorie. Digitale Deppen verwenden nur Passwörter, die sie sich merken können. Und weil sie sich diese so gut merken können, verwenden sie ein- und dasselbe Passwort für alle Accounts. Das ist wie die Wohnungstür offen lassen und Schilder aufhängen mit Wegweisern und Infos, dass die Tür offen und man nicht zuhause ist. Soforthilfe: Passwortmanager installieren und konfigurieren, zum Beispiel 1Password.

 

10

Digitale Deppen missbrauchen WhatsApp

Kontrollfreakfunktion und Stressmacher Nummer 1? Die Lesebestätigung von WhatsApp. Lese … was?!? Die zwei blauen Häkchen. Kennen Sie, oder? Ein Teil der Doppel-D-Fraktion weiß gar nicht, was die zwei blauen Häkchen bedeuten. Der andere Teil glaubt, anhand des Erscheinens der blauen Häkchen erkennen zu können, ob der Empfänger noch lebt und missbraucht harmlos scheinende Familiengruppenchats, um zu checken, ob Omas Blutkreislauf noch aktiv ist. In der Mann-Frau-Kommunikation wird das blaue Häkchen gerne mit »Nachricht gelesen sowie emotional und intellektuell verstanden« verwechselt. Und dann läuft die Zeit … Als wäre nicht schon die Sprache oder die Sprachlosigkeit so vieler Emojis Grund für zu viele vermeidbare digitale Missverständnisse … Um es kurz zu machen: Die blauen Häkchen erscheinen, sobald eine Nachricht serverseitig zugestellt = abgerufen wurde. Darüber, ob der Empfänger die Nachricht gesehen, gelesen sowie emotional und intellektuell verstanden hat, sagen die blauen Häkchen nichts. Wirklich: nichts.

 

Soforthilfe: Die Summe aller Missverständnisse lässt sich einfach ausschalten, indem man die Lesebestätigung ausschaltet und das Glück der selbstbestimmten Kommunikation zurückgewinnt. Wie das geht? Googeln! Suchbegriffe: »WhatsApp Lesebestätigung deaktivieren«.

 

Und wenn Sie schon dabei sind, deaktivieren Sie bitte auch den Zeitstempel (»WhatsApp zuletzt online deaktivieren«). Wer darf sehen, wann Sie zuletzt online waren? Meine Standardeinstellung ist: niemand.

 

Anitra Eggler

 

Diese Blitztherapie ist aus dem Newsletter von Anitra Eggler:

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