Der große Konsumrausch zu Weihnachten setzt bereits ein. Die Angebote sind verlockend: Null Prozent Zinsen, bis 60 Monate Laufzeit, keine Zusatzkosten. Ob Unterhaltungselektronik, Handys, Möbel oder Autos, alles kostet nichts. Zumindest nicht sofort. Aber wie lange hält der Spaß an, wenn Sie sich Konsumgüter auf Kredit kaufen?
Seien Sie ehrlich: Zumeist ist es doch so, dass die Apple Watch oder der neueste Fernseher nach drei Jahren – wenn die Raten endlich abbezahlt sind – schon zur alten Generation gehört. Und spätestens nach fünf Jahren ändert sich Ihr Geschmack oder ein Umzug steht an und es soll ein neues Sofa oder ein neuer Esstisch her. Eine Wertsteigerung der Gebrauchsgüter ist ja auch eher nicht zu erwarten. Die Ausrede der guten Geldanlage greift hier nicht.
Doch woher kommt das? Die Eltern und Großeltern predigen doch zumeist: „Kaufe nur das, was du dir auch leisten kannst.“ Dieses in der Kindheit gelegte Fundament zum richtigen Umgang mit Geld wird jedoch allzu häufig ausgehebelt.
Denn die Konsumgüterindustrie und die Finanzbranche sind mächtig. Besonders in den letzten zehn Jahren überbot sich der Einzelhandel mit Angeboten zum Kreditkauf. Immer mit dem Ziel, noch mehr Umsatz zu machen, den Banken mehr Kreditvolumen zu verschaffen und die „schwachen“ Konsumenten in die Einkaufsparadiese zu locken oder an die Webshops zu fesseln. Konsumieren auf Pump hat sich mittlerweile in der Gesellschaft etabliert. Warum auch warten, wenn alles gleich verfügbar ist?
Sie haben richtig gelesen: Die schwachen Konsumenten. Denn tatsächlich erliegen nur die Menschen den verführerischen Angeboten, die schwach sind und ihr Leben nicht im Griff haben. Das klingt sehr provokativ, das soll auch so sein! Denn Menschen, die für die Anschaffung von Konsumgütern Verbindlichkeiten eingehen, belügen sich selbst, ihnen fehlt eindeutig der Bezug zum Geld und sie haben dabei kein Verantwortungsbewusstsein. Sie passen ihren Lebensstandard unabhängig vom Kontostand an ihre Bedürfnisse an. Das Ergebnis: Sie machen sich etwas vor.
Die einfache Lösung: Das Geld für Konsumgüter sammeln und die Vorfreude genießen. Es ist doch viel genialer, ein paar Monate auf die neue Küchenmaschine oder Uhr hin fiebern zu können und dann voller Stolz ins Geschäft zu gehen und BAR zu zahlen. Dann ist die neue Anschaffung auch etwas Besonderes, hat einen ganz anderen Stellenwert als das von heute auf morgen Gekaufte.
Wenn Sie jetzt sagen, Sie haben keine Möglichkeit, Geld für Wünsche zurück zu legen, möchte ich Ihnen widersprechen. Das ist auch für Sie umsetzbar: Nehmen Sie sich ein großes Einmachglas und werfen Sie jeden Tag einen Cent mehr ein. Am 1. Januar 1 Cent, am 2. Januar 2 Cent, am 3. Januar 3 Cent, und so weiter … Am 31.12.2020 werfen Sie dann 3,66 Euro ein. Das sollte doch für jeden machbar sein. Und am Jahresende winkt ein Betrag von 671,61 Euro. So einfach und so klasse, oder? (Sie können dieses Spiel natürlich auch mit Euros machen) Es geht nicht darum, wie viel es ist- sondern darum, dass Sie diesen Betrag dann mehr für sich haben, der sonst einfach versickert.
Andreas Enrico Brell