Stichprobe zu Händler-Preisen auf dem Marketplace: Alle Anbieter offerierten im eigenen Shop zumeist weitaus günstigere Preise. Rund die Hälfte der Onlineshopper wickelt mittlerweile den Kauf im Imperium von Amazon ab. Dafür sorgt vor allem die Fülle an Artikeln und Händlern auf dem Marketplace. Doch die Bequemlichkeit kommt teuer zu stehen. Denn viele der gewerblichen Verkäufer offerieren im eigenen Shop weitaus bessere Preise. Fast ein Fünftel waren die Offerten auf Amazon teurer. Das belegt eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW.
Studien zeigen: Zwei von drei Verbrauchern starten ihre Shoppingtour auf Amazon und weit über die Hälfte beendet sie da auch – mit einem Klick auf den „Jetzt kaufen“-Button. Solch Erfolg hat seinen Grund. Der Branchenführer besticht vor allem in punkto Auswahl. Schließlich liegen im Online-Schaufenster neben den ungezählten Produkten von Amazon auch abermillionen Artikel tausender Händler auf dem Marketplace.
So entsteht der Eindruck, der Besuch bei Amazon garantiere einen hervorragenden Überblick über die Vielfalt des Webs. Eine Fehleinschätzung der teuren Art. Was viele nämlich nicht wissen: Ein Großteil der Anbieter auf dem Marketplace verkauft seine Waren auch im eigenen Shop. Und das zu oftmals krass unterschiedlichen Preisen.
Das jedenfalls zeigte eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW bei 20 Händlern, die auf dem Amazon-Marketplace und im eigenen Shop auf Kundenfang gingen. Für jeweils fünf Produkte, die die Händler parallel anboten, verglichen die Tester zeitgleich die Preise.
Das Ergebnis verblüfft. Denn es galt die Produkt-Faustregel: ein Händler – zwei Preise. Und bei 98 der 100 Produkte fand sich der niedrigste Preis im Händler-Shop. Lediglich zweimal hatte die Dependance beim Branchenprimus die Nase vorn. Die Unterschiede in der Kalkulation waren beeindruckend. Der Gesamtpreis inklusive Lieferung für alle 100 Artikel lag am Marketplace fast ein Fünftel (18 Prozent) über dem Preis im Händlershop.
Der Grund für solche Preisdifferenzen: Für die Präsenz auf dem Marketplace kassiert Amazon satte Stand- und Verkaufsgebühren von oft 15 Prozent und mehr. Kosten, die im eigenen Onlineshop entfallen. Das nutzten offenbar alle Marketplace-Händler in der Stichprobe, um dort deutlich billiger zu verkaufen. Und das gilt bisweilen selbst dann, wenn sie den Top-Preis bei Amazon ausrufen.
Doch Obacht: Für Schnäppchenjäger und versierte Verbraucher ist auch das kein gesetzter Referenzpreis. Wenn die Entscheidung für ein Produkt gefallen ist, legen sie auf dem Weg zum „Jetzt-kaufen“-Button einen Zwischenstopp ein: bei mindestens einer Preissuchmaschine. Und die bringt vielfach Erfreuliches aufs Display: noch niedrigere Preise.
Quelle: Verbraucherzentrale NRW