Herr schmeiß Geld (und Hirn) vom Himmel

Zehn Jahre ist es her, dass sich die Welt in einer ernsthaften Wirtschaftskrise befand. Gelernt haben wir aus dieser Krise offensichtlich äußert wenig. Mittlerweile ist es offenkundig, dass man sich eben doch nicht mit ultraviel billigem Geld aus der Krise drucken kann.

Die Probleme der letzten Finanzkrise wurden keinesfalls gelöst sondern lediglich in die Zukunft gedruckt. Jetzt sind sie offenkundig wieder da. Die Anzeichen in der Eurozone stehen auf Rezession. Jedoch nicht nur in Südeuropa, das sich seit 2008 nicht mehr richtig erholt hat, sondern eben auch beim Exportweltmeister Deutschland.

 

Die Konjunktur verschlechtert sich zusehends. Jetzt stellt sich die Frage, was die Geldmagier der Europäischen Zentralbank rund um EZB-Boss Draghi nun aushecken werden, um das System noch länger am Laufen zu halten. Die Zinsen in der Eurozone sind bereits auf null Prozent gesenkt und das Pulver ist folglich erheblich verschossen. Man könnte zweifellos die Zinsen noch weiter in den Negativbereich senken. Dann müsste man jedoch ran ans Bargeld und dann wäre das Gejodle voraussichtlich groß. Nichtsdestotrotz werden die Banken bald wieder jede Menge frisches Geld benötigen. Doch woher soll eben dieses kommen?

 

Das Zauberwort heißt TLTRO (Targeted Longer-Term Refinancing Operations). Darunter versteht man ein mit Gewissheit milliardenschweres Kreditprogramm für die Banken. Wegen fehlenden Alternativen werden wir bald von eben diesem Programm hören. Wir gehen davon aus, dass die EZB-Kredite dieses Mal die bereits im Juni 2014 und im März 2016 vergebenen Kredite weit in den Schatten stellen werden. Dies bedeutet, dass fleißig weiter Geld gedruckt wird. Die Banken werden sich bestimmt über die Aktion der Notenbank freuen und das ein oder andere Fläschchen hochpreisigen Schaumweins aufmachen. Doch auch dieses Programm wird nicht ausreichen. Als nächstes kommt dann eine Neuauflage der Langfristkredite für die Geschäftsbanken.

 

Sollte diese Maßnahmen nicht ausreichen – wovon wir ausgehen – dann muss eben noch mehr Geld her, viel mehr Geld – Helikoptergeld – um die Inflation anzuheben und die chronische Nachfrageschwäche auszumerzen. Da die Staaten bereits bis zur Halskrause verschuldet sind, muss das Geld woanders herkommen. Also soll die Zentralbank das Geld einfach drucken oder besser gesagt elektronisch per Knopfdruck erschaffen. Unter Helikoptergeld versteht man, dass die Zentralbank (direkt oder indirekt) sehr große Mengen an Geld unters Volk bringt und damit der Konsum angeregt wird.

 

Jedoch wird auch mit dieser irrsinnigen Aktion das Problem keinesfalls gelöst, sondern es wird lediglich abermals nur eines gewonnen – Zeit. Die Finanzwelt ist süchtig nach der Droge billigem Geld. Sie benötigt immer mehr in immer kürzeren Abständen. Auf Dauer kann und wird dies jedoch nicht gut gehen. Unserer Ansicht nach ist „Helikoptergeld“ das letzte sinnfreie und desperate Aufbäumen vor dem endgültigen Zusammenbruch. Wer bitte wird denn noch an unser Geldsystem glauben, wenn Geld quasi verschenkt wird?

 

Matthias Weik und Marc Friedrich

http://friedrich-weik.de

 

Mehr von den Finanzexperten Weik & Friedrich lesen Sie regelmäßig in der Network-Karriere. Sie können jeden Monat kostenlos die aktuelle Ausgabe auf dem Smartphone, Tablet oder PC lesen: Hier abrufen