Seit Monaten gehen die Jugendlichen Freitag für Freitag auf die Straße – jede Woche sind sie in den Nachrichten. Vielen Politikern macht das offenbar Angst. Anstatt endlich etwas für den Klimaschutz zu tun, wollen sie die SchülerInnen zum Schweigen bringen. Dabei sind die jungen Menschen unsere große Hoffnung: Mit ihnen wächst eine Bewegung heran, die den jahrzehntelang ignorierten Klimaschutz endlich zum politischen Großthema macht.
Luisa, Jakob, Linus – was Greta Thunberg im August in Schweden begann, führen sie und Hunderttausende andere in Deutschland fort. Vor wenigen Wochen waren 300.000 gleichzeitig auf der Straße – es sind die größten Klimaproteste, die es hier bislang gab. Die Schulstreiks der Fridays-For-Future-Bewegung sind bitter nötig. Denn die Welt steht vor einem Klimakollaps. Die Bundesregierung ignoriert das: Sie vertagt den Klimaschutz auf später – und versagt beim Kohleausstieg. Statt endlich zu handeln, machen sich Politiker über die Jugendlichen lustig und beleidigen sie. FDP-Chef Christian Lindner kanzelt sie als ahnungslose Kinder ab, die die Politik den Profis überlassen sollten und plädierte dafür, die Proteste in die Freizeit zu verlegen. In der Unterrichtszeit sollten Schüler sich „lieber über physikalische und naturwissenschaftliche sowie technische und wirtschaftliche Zusammenhänge informieren. Von Kindern und Jugendlichen kann man nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen, das ist eine Sache für Profis“, sagte Lindner der „Bild am Sonntag“. Länder-Bildungsminister von Union und FDP drohen den streikenden Schülern mit Geldbußen. Die AfD feiert: „Endlich setzt es Konsequenzen für die,#FridaysforFuture‘-Schulschwänzer!“
Jetzt folgt der nächste Angriff: Strafen sollen die Schulstreiks beenden. Erst haben viele die protestierenden Schüler belächelt und beleidigt. Nun drohen Politiker mit härteren Mitteln. Mehrere Landesregierungen erwägen Strafen. Selbst der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann befürwortet Sanktionen und meint, die Proteste müssten „ein Ende finden“. Und auch die Diskussion in verschiedenen Bundesländern über Bußgelder schüchtert viele Jugendliche ein.
Die Mehrheit der Deutschen befürwortet die Klimaschutz-Schülerstreiks in der Unterrichtszeit. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für die „BamS“ findet eine Mehrheit von 55 Prozent es richtig, dass die Schüler während der Schulzeit demonstrieren. 44 Prozent halten das für falsch. Gleichzeitig sagen 63 Prozent, dass Deutschland zu wenig tut, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Nur 22 Prozent finden, Deutschland tue genug. Mehr als 26.800 Wissenschaftler schließen sich zwischenzeitlich den Jugendlichen an: „Die jungen Menschen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet.“
Die Erwachsenen lenken ab – damit sie keine Verantwortung übernehmen müssen. Statt die Kinder und Jugendlichen für ihr Engagement zu bestrafen, sollten die Politiker einfach ihren Job machen. Sie müssen die selbst gesteckten Klimaziele erreichen. Dann können die Jugendlichen auch zurück zur Schule.
Solange die Erwachsenen nicht handeln, haben die Schüler jedes Recht, für ihre Zukunft auf die Straße zu gehen. Mehr als 26.800 WissenschaftlerInnen schließen sich den Jugendlichen an: „Die jungen Menschen fordern zu Recht, dass sich unsere Gesellschaft ohne weiteres Zögern auf Nachhaltigkeit ausrichtet.“
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