Schneeballsysteme: Keine neuzeitliche Erfindung

Julian Nebel beschreibt in der Buchneuheit "Adele Spitzeder" (Finanzbuchverlag/Münchner Verlagsgruppe) den ersten Fall eines Schneeballsystems, der 1872 aufflog. Viel geändert hat sich an der Vorgehensweise der heutigen Schneeballsysteme nicht: Mindestens 30.000 Menschen verloren ihr Geld, als im November 1872 die "Spitzeder’sche Privatbank" zusammenbrach.

Der Kollaps dieser  Bank  war  für  die  sogenannten  "kleinen  Leute" besonders  tragisch.  Arbeiter,  Dienstboten  und  kleine  Land­ wirte  hatten  ihr  Geld  bei  Adele  Spitzeder  angelegt.  Manche verloren nur wenig, aber eben alles, was sie hatten. Hinzu kam die Scham. Sie waren einer Betrügerin auf den Leim gegangen.


Beim Zusammenbruch war klar: Die Spitzeder’sche Privatbank in der edlen Münchner Schönfeldstraße unweit des Englischen Gartens war nichts als ein groß angelegter Schwindel, mit dem den  Menschen  das  Geld  aus  der  Tasche  gezogen  worden  war. Ein Betrug, der München, Bayern  und das gesamte deutsche Kaiserreich erschütterte.


Adele Spitzeder betrieb nicht nur einfach betrügerische Bankgeschäfte ohne Ausbildung und Eigenkapital. Sie stand mit beeindruckender Selbstsicherheit und Überzeugung zu ihrer eigenen Inkompetenz,  gleichzeitig bemühte sie sich mit großem Einfallsreichtum, ihr kriminelles Gewerbe durch Manipulation der Medien sowie durch Spenden an die Kirche, an Kriegsversehrte, Studenten und Bedürftige und durch Mauscheleien mit der Polizei abzusichern. Alles in allem war Adele Spitzeder ein Vorbild, eine Blaupause und ein Musterbeispiel für heutige Betrüger.

 

Mehr zu dem der Urgeschichte des Schneeballsystems lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Network-Karriere. Hier können Sie da Einzelexemplar oder das Vorteils-Abonnement bestellen.