Aha, schau an, na so was. Immerhin ist das recht selten, denn wer sagt schon gerne seine Meinung? Eben. Meinungen darf man hier zu Lande gerne äußern, man bekommt es per Grundgesetz sogar verbrieft. Aber – wer sagt schon seine Meinung? Jeder wohl kaum, denn es kann sich gar nicht jeder leisten, seine Meinung zu sagen, so gerne es auch getan würde.
Allein darum sind viele Meinungen nicht ehrlich, eher entbehrlich. Meinungen sind in Worte gefasste Perspektiven und die können sich ändern, sobald die Position gewechselt wurde und sei es bloß um einen einzigen Millimeter. Nur weil man etwas darf, muss man es nicht auch machen. Das wissen viele und halten sich mit ihrer Meinung gerne zurück.
Werden diese Personen dann direkt nach ihrer Meinung gefragt, geben sie gerne eine Meinung zu Sachverhalten, Situationen und Umständen, die nicht unbedingt ihre eigene Meinung ist, sie zu diesem
Zeitpunkt jedoch besser dastehen lässt. Besonders als Zugehöriger oder Angehöriger gibt man gerne Ansichten weiter, die der Perspektive des Vorgesetzten, der Firmenphilosophie oder den Grundlagen
einer Partei entsprechen, kaum aber das Echo der eigenen Meinung vertritt.
Das ist Augenwischerei sagen die einen und die anderen meinen, es wäre Solidarität gemäß des Mottos: "Wessen Brot ich ess’, dessen Lied ich sing." Braucht’s da eine Meinungsfreiheit? Aber ja.
Schließlich will man dem "Mainstreamer" die Möglichkeit zur Wahrnehmung freistellen. Ob er sie wahrnimmt oder nicht, entscheidet die Person individuell. Auch die Art und Weise, wie jemand seine
Meinung zu äußern hätte, unterliegt strengen Blicken.
Nicht selten ist jemand der Meinung, dass ein anderer ein Arschloch sei und bringt dies zum Vortrag. Das jedoch ist eine Beleidigung und hat mit freier Meinungsäußerung nur wenig bis nichts
gemein. Die freie Meinung stellt sich als Parklücke dar. Wo man eine bräuchte, ist keine und da wo man Gas geben will, bieten sich unzählige an.
Lutz Spilker