Die Network-Karriere geht in das 13. Erscheinungsjahr. Da schaut man schon einmal zurück wie alles angefangen hat. Meine bisherige berufliche Laufbahn hatte mit Direktvertrieb und Network-Marketing gar nichts zu tun. Als Geschäftsführer in Verlagsgruppen wie der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte ich in meiner bisherigen beruflichen Laufbahn mit Direktvertrieb und Network-Marketing gar nichts zu tun.
Also besuchte ich eine ganze Reihe von Präsentationsveranstaltungen verschiedenster Unternehmen. Deren Produkte waren wohl unterschiedlich, die große Karotte, die den Teilnehmern vor die Nase
gehalten wurde, dafür aber fast 1:1 gleich.
Zugegeben, beeindruckt hat mich das schon, was ich da zu Ohren bekam. "Wie dumm muss man denn sein, wenn man solche Gelegenheiten im Leben nicht sofort wahrnimmt", dachte ich nach manch einer
Präsentation und anschließender Spezial-Gehirnwäsche durch einen der Top-Leader, der meist durch seinen im Eingang geparkten Super-Sportwagen seine Kompetenz definierte.
Auch heute, nach über 12 Jahren habe ich noch manche Sätze im Kopf, die mich wohl nachhaltig beeindruckt haben müssen. Regelrecht ins Gehirn eingebrannt hat sich der Satz: "Deine Kindeskinder
werden nicht mehr arbeiten müssen!"
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Man baut aus dem Nichts ein Unternehmen auf, das dann die Kinder und deren Kinder übernehmen können und nicht mehr dafür tun müssen. Denn das
Geschäft läuft wie ein Perpetuum-Mobile für immer von alleine. Wo gibt es denn so etwas? Na ja, vielleicht in Bayern, die haben den Wolpertinger und die eierlegende Wollmilchsau. Aber die wird
man wohl auch füttern, heißt etwas für sie tun müssen.
Bei diesen Präsentationen wurden meist Nahrungsergänzungsmittel vorgestellt, deren Wert und Wirkung nicht so recht erklärt werden konnte. Oder ich habe das einfach nicht kapiert. Was ich aber
verstanden habe war, dass ich mich hier und heute großzügig mit den ganzen Produkten eindecken soll. Schließlich muss man diese Nahrungsergänzung am eigenen Leib erfahren, erkunden oder was auch
immer, auf jeden Fall kaufen.
Denn dann beginnt gleich das ganz große Geld verdienen. Jetzt kommen die Power Point Charts "mein Haus, mein Schiff, mein Auto" und man wird aufgefordert, sich hier und heute Gedanken darüber zu
machen, was man denn in Zukunft als Firmenwagen haben möchte. Mercedes S-Klasse, Porsche Cheyenne, Ferrari geht natürlich auch. Eigentlich geht ja sowieso alles. Insbesondere die Einkommen
jenseits von 100.000 Euro. Im Monat versteht sich.
Klar doch, da hätte ich ja selber drauf kommen müssen. Natürlich kann man sein Einkommen selber bestimmen, nach oben versteht sich. Man muss nur das ganze große Super XXL Starterpaket ordern und
schon schießt man auf die gefragten oberen Plätze der schönen Pyramide.
Im Saal sind allerdings einige Gäste denen man ansieht, dass sie es nicht gewohnt sind, in solch großen Zahlen zu rechnen. Sie wären sicher glücklich, wenn man ihnen eine ganz kleine "400 Euro im
Monat-Karotte" vor die Nase hängen würde. Aber unser Teamleader gibt sich mit solchen Peanuts nicht ab und legt noch ein Villen- und Jachten-Chart nach. Leute, denkt ab heute in ganz großen
Größen!
Kleine Nachfrage zu den Produkten. Wenn die nun alle geliefert werden und ich mich künftig nicht ausschließlich von Nahrungsergänzungsmitteln ernähren möchte, könnte, sollte, müsste man diese
Mittelchen doch verkaufen?
Nein! Der Teamleader ist ob einer solch dummen Frage völlig aus dem Häuschen. Nein! Du musst nichts verkaufen! Du sprichst nur eine Empfehlung aus. Bei deinen Freunden,
Bekannten, Kollegen, den Tankwart nicht vergessen, der wurde komischerweise immer genannt. Dann kaufen die alle unsere Produkte und für dich beginnt ein neues Leben. Reichtum, Reisen,
Anerkennung, Freizeit, Dolcefarniente.
Weil ich das mit dem unendlichen Reichtum nicht auf Anhieb verstehe, bekomme ich die bildhafte Kindergartenversion als Nachhilfe: Ein Männchen holt drei Männchen. Jedes der drei Männchen holt
auch drei Männchen. Jedes der neun Männchen holt drei Männchen. Jedes der 27 Männchen..., ach hör doch auf! Wenn du genug Papier hast, kannst du das rechnen bis du Milliardär bist.
Auch nicht schlecht ist die Antwort auf die Frage, wann denn der richtige Zeitpunkt für den Einstieg in das Network-Marketing-Geschäft sei. Jetzt, hier und heute! Dann kommt das Beispiel vom
rechtzeitigen Einstieg bei Bill Gates. Ja wenn man das damals gewusst und gemacht hätte...!
Dass ich da nicht selber darauf gekommen bin. Klar, Bill Gates. Wer denn sonst?
Irgendwie waren die Präsentationen alle gleich. Einmarsch der Gladiatoren unter frenetischem Beifall der eigenen Statisten, die Sprüche, die Versprechungen, die Gier in den Augen der
Besucher...
Ich habe viel gelernt bei diesen Geschäftspräsentationen. Da ich jedoch mit Leib und Seele Zeitungsmacher bin, ist der Funke nie übergesprungen, irgendeine Rolle im Vertrieb zu spielen. Aber die
Branche und ihre Menschen haben mich begeistert. Deshalb brachte ich vor 12 Jahren die Network-Karriere auf den Markt.
Bernd Seitz
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Network-Karriere noch mehr Geschichten, Glossen und Kommentare was sich in 12 Jahren Network-Karriere in der Branche abgespielt hat. Die
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