Unwort des Jahres 2015: "Gutmensch"

Das Wort „Gutmensch“ ist zwar bereits seit langemim Gebrauch und wurde auch 2011 schon einmal von der Jury als ein zweites Unwort gewählt, doch ist es im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsthema im letzten Jahrbesonders pro-minent geworden. Als „Gutmenschen“ wurden 2015 insbesondere auch die-jenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder die sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen.

 

Mit dem Vorwurf „Gutmensch“, „Gutbürger“ oder „Gutmenschentum“ werden Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm oder weltfremdes Helfersyndrom diffamiert. 

 

Der Ausdruck „Gutmensch“ floriert dabei nicht mehr nur im rechtspopulistischen Lager als Kampfbegriff, sondern wird auch hier und dort auch schon von Journalisten in Leitmedien verwendet. 

Die Verwendung dieses Ausdrucksverhindert somit einen demokratischen Austausch von Sachargumenten. Im gleichenZusammenhang sind auch die ebenfalls eingesandten

Wörter „Gesinnungsterror“ und „Empörungs-Industrie“zu kritisieren, sagt Prof. Dr. Nina Janich, Sprecherin der unabhängigen Jury der sprachkritschen Aktion "Unwort des Jahres". 

Außerdem werden gerügt:

 

„Hausaufgaben“

Das Wort „Hausaufgaben“ wurde in den Diskussionen um den Umgang mit Griechenland in der EUnicht nur, aber besonders im Jahr 2015von Politikerinnen und Politikern, Journalistinnen und Journalisten als breiter politischer Konsensausdruck genutzt, um Unzufriedenheit damit auszudrücken, dass die griechische Regierung die eingeforderten sogenannten Reformen nicht wie verlangt umsetze:Sie habe ihre „Hausaufgaben“ nicht gemacht. 

 

In diesem Kontext degradiert das Wort souveräne Staaten bzw. deren demokratisch gewählte Regierungen zu unmündigen Schulkindern: Ein Europa, in dem „Lehrer“ „Hausaufgaben“ verteilen und die „Schüler“ zurechtweisen, die diese nicht „erledigen“, entspringt einer Schule der Arroganz und nicht der Gemeinschaft. Das Wort ist deshalb als gegen die Prinzipien eines demokratischen Zusammenlebens in Europa verstoßend zu kritisieren.

 

„Verschwulung“

 

Das Wort „Verschwulung“ ziert einen Buchtitel des Autors Akif Pirinçci („Die große Verschwulung“) und wurde von der Online-Zeitschrift „MÄNNER“ und ihren Lesern zum „Schwulen Unwort 2015“ gekürt. Die Jury teilt die Ansicht der Zeitschrift und ihrer Leser, dass ein solcher Ausdruck und die damit von Pirinçci gemeinte „Verweichlichung der Männer“ und „trotzige und marktschreierische Vergottung der Sexualität“ eine explizite Diffamierung Homosexueller darstellt und kritisiert den Ausdruck daher ebenfalls als ein Unwort des Jahres 2015.