Knapp fünf Milliarden Menschen besitzen ein Handy, aber nur 4,2 eine Zahnbürste. Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, wir sind mittlerweile abhängig von Handy, Internet und Social Media. Digital-Therapeutin Anitra Eggler hat darüber ein Buch veröffent-licht. In „Facebook macht blöd, blind und erfolglos“ beschreibt sie, wie sich unser Online-Verhalten auf unser Miteinander auswirkt, und gibt Tipps, wie man die neuen Medien wieder sinnvoll und gewinnbringend nutzen kann.
Hier sind ein paar Statements von Anitra Eggler über die wir vielleicht nachdenken sollten:
Wir sind ständig online, rund um die Uhr verfügbar. Wir verschicken Nachrichten, wenn wir im Auto sitzen, und glotzen aufs Display, wenn wir den Zebrastreifen überqueren. In New York kostet Simsen auf der Straße 80 Dollar Strafe, weil es dadurch viel mehr Unfälle gibt.
Smartphones sind super! Aber nur, wenn wir sie so nutzen, dass wir durch sie Zeit sparen! Sie bedeuten Freiheit, doch kriechen auf Flughäfen Businessmänner auf der Suche nach einer Steckdose für die Handyladung am Boden herum. Viele schenken ihrem Handy mehr Aufmerksamkeit als ihren Mitmenschen.
Den Absprung von der Handy-Sklaverei kann man ganz einfach schaffen: Einmal pro Woche einen Tag ohne Mobiltelefon einlegen und sich ehrlich fragen, was man verpasst. Bei Gesprächen mit Freunden oder in Meetings gilt: Handy ausschalten und einander wieder zuhören! Wir müssen von der Idee wegkommen, ständig erreichbar sein zu müssen.
Viele Konzerne wissen inzwischen, dass die ständige Erreichbarkeit die Leute auf Dauer ausbrennt. VW stellt daher nach Dienstschluss die E-Mail-Server ab, damit die Mitarbeiter wirklich abschalten können. Wer nonstop habt Acht steht, weil er ja gebraucht werden könnte, kann sich nie richtig auf etwas konzentrieren. Vergleichbar mit einem Marathonläufer, dem alle zwei Meter die Schnürsenkel aufgehen. Er kommt ins Ziel nur mit welchem Ergebnis?
Die Menschen sind süchtig nach Likes. Viele „Gefällt mir“-Angaben stärken das Selbstwertgefühl. Genauso verbreitet ist die trügerische Idee: Je mehr Facebook-Freunde, umso beliebter ist man. Die Leute befreunden sich deshalb auch mit Kunden oder dem Chef. Dann vergessen sie es wieder und posten privates Zeug. Man muss sich überlegen, welche Konsequenzen gewisse Postings haben können, und sollte nichts veröffentlichen, was am nächsten Tag nicht auch in der Zeitung stehen darf. Sobald man ein Facebook-Profil hat, wird man zu einer Ich-Marke, die auch in Google auffindbar wird. Wenn Personaler oder Kunden peinliche Bussi-Fotos von mir mit meinem Partner finden, kann das meiner Reputation schaden. Ähnlich, wenn man zu „50 Shades of Grey“ postet: „So ein geiler Scheiß! Ich wusste gar nicht, was sexuell alles möglich ist!“ Das kann einen schließlich die Karriere kosten.
Häufig fragen mich Firmen, ob sie Facebook verbieten sollen. Mein Tipp: Setzt die Mitarbeiter als Markenbotschafter fürs Unternehmen ein. Wenn ich meinem Team bewusst mache, welche Verantwortung und Wirkung es nach außen hat, muss ich mich als Chef nicht sorgen, dass sich meine Leute im Netz falsch präsentieren. Und natürlich muss jeder Selbstdisziplin und Eigenverantwortung an den Tag legen. Nur so kann man im Job durchstarten!
Anitra Eggler