Wer das Auto auf Pump kauft, sollte nicht nur auf die Höhe der Zinsen achten. Wichtig kann auch sein, wie Geldinstitute mit der Einziehung des Fahrzeugbriefes als Sicherheit umgehen. Denn das kann bei einem Weiterverkauf durch-aus zum Problem werden. Das zeigt eine Umfra-ge der Verbraucherzentrale NRW bei zwölf Ban-ken und Sparkassen. Jeder dritte Autokäufer ni-mmt für sein Wunschvehikel einen Kredit auf. Dabei lassen sich Banken häufig als Sicherheit die "Zulassungsbescheinigung II" aushändigen, landläufig auch als Fahrzeugbrief bekannt.
Dies Procedere kann jedoch zu Komplikationen führen, wenn das Auto während der Finanzierungs-phase verkauft werden soll. Denn Käufer zahlen in der Regel Zug um Zug: Geld gibt es nur gegen Fahrzeugbrief und Autoschlüssel. Die Verbraucherzentrale NRW wollte von einem Dutzend Banken wissen, wie Kunden dieses Problem lösen können. Gefragt wurde, ob der hinterlegte Fahrzeugbrief auch ohne vorzeitige Tilgung der Restschuld herausgegeben werde. Oder ob es zuvor finanzieller Klimmzüge bedarf wie etwa eines kurzfristigen Zwischenkredites.
Die kundenfreundliche Überraschung: Drei Institute (Sparda West, Deutsche Bank und ING-DiBa) verzichten bei der Autofinanzierung auf Kreditsicherheiten und verlassen sich auf die Bonität des Kunden. Die ING-DiBa beispielsweise verlangt lediglich die Zusendung einer Kopie des Kaufvertrags, damit Kreditnehmer die im Vergleich zum herkömmlichen Ratenkredit etwas günstigeren Zinsen bekommen.
Ohne den Einbehalt des Fahrzeugbriefs finanziert auch die Landesbank Berlin, die hinter dem ADAC-Autokredit steckt. Hier muss eine Vereinbarung über die "Sicherungsübereignung" des finanzierten Autos unterzeichnet sowie eine Kopie des Fahrzeugbriefs eingesendet werden. Der Originalbrief bleibt jedoch beim Kreditnehmer. Dagegen wollen insgesamt acht Institute im Check vom Brief partout nicht lassen. Von dieser Gruppe sind nur Postbank und Royal Bank of Scotland bereit, das wichtige Dokument im Falle eines Verkaufs vor der Begleichung der Restschuld herauszurücken. Dabei behält sich die Royal Bank of Scotland vor, vom Kreditnehmer eine Kopie des Kaufvertrags anzufordern, bevor der Brief versandt wird.
Kein Pardon gibt's für die Kundschaft dagegen bei VW-Bank, Santander-Bank, Targo Bank und der als Ratenkredit-Tochter der Commerzbank fungierenden Commerzfinanz. Sie rücken das Dokument erst raus, wenn der letzte Cent der Finanzierung getilgt ist. Einziges Zugeständnis der Commerzfinanz: Per Vollmacht bestätigt sie dem neuen Käufer, dass er nach Ablösung des Kredites den Fahrzeugbrief direkt zugeschickt bekommt.
Kurios ist ein Abwicklungsmodell von Targo Bank und Santander. Beide schlagen vor, dass sich Verkäufer und Käufer in einer Bankfiliale treffen, wo unter Aufsicht des Kassierers das Bargeld eingezahlt und der Fahrzeugbrief ausgehändigt wird.
Merkwürdig: Jegliche Auskunft verweigerten die Dortmunder Volksbank sowie der zum Sparkassen-verbund zählende S-Kreditpartner, der nach eigenen Aussagen die Ratenkredite für 290 Sparkassen und mehr als 1.000 Autohändler abwickelt. Aus der Onlinewerbung beider Finanzierer geht jedoch hervor, dass der Fahrzeugbrief einbehalten wird. Intransparent bleibt somit, wie ein Verkauf vonstatten geht.
Fazit des Checks: Wer sein Fahrzeug eventuell schon während der Finanzierungsphase wieder veräußern möchte, sollte nicht nur auf die Höhe der Kreditzinsen achten. Liegen zwei oder mehr Angebote dicht beieinander, sollte der Umgang mit dem Fahrzeugbrief ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Auswahl des Geldinstituts sein. Alternativ kommen, bei der derzeit günstigen Zinslage, auch herkömmliche Ratenkredite mit freier Verwendung für eine Autofinanzierung in Betracht. Bei diesen Krediten wird von vornherein auf die Hinterlegung des Fahrzeugbriefs verzichtet. (Quelle: Verbraucherzentrale NRW)